Pfarrei St. Mariae Geburt
Priesterjubiläum von Pfarrer Michael Janßen am 25.05.2025
Als Stadtdechant Michael Janßen vor 40 Jahren zum Priester geweiht wurde, gab es in Mülheim 15 katholische Pfarrer. Heute gibt es neben ihm, der die Stadtpfarrei St. Mariae Geburt leitet, nur noch seinen Amtsbruder Christian Böckmann, der als Doppelpfarrer an der Spitze der Pfarrgemeinden St. Barbara und St. Mariä Himmelfahrt steht. Wenn man den 65-jährigen Priester nach dem Grund seiner Berufswahl fragt, kommt er auf den Konzilspapst Johannes XXIII. zu sprechen. „Sein Charisma, mit dem er die Welt umarmte, habe ich auch bei Papst Franziskus gespürt“, sagt Janßen. Die weltweite Begeisterung für Franziskus und das weltweite Interesse an dessen Nachfolger Leo XIV. interpretiert Janßen mit „einer großen Sehnsucht nach einem sinnerfüllten Leben auf dieser Erde und über den Tod hinaus ins ewige Leben.“ Diese Sehnsucht erfährt auch er als Seelsorger vor Ort. „Wenn Menschen heute aus der Kirche austreten, hat das in der Regel nichts mit ihrem Glauben an die Frohe Botschaft und den Geist der Bergpredigt zu tun“, schildert Janßen seine Gespräche und Briefwechsel mit Menschen, die die katholische Kirche verlassen haben. Ihren Vertrauensverlust durch die sexuellen Missbrauchsfälle im Priesteramt und deren als unzureichend empfundene Aufklärung, hört er immer wieder als Hauptgrund für den individuellen Kirchenaustritt.
„Die Kirche ist mehr als eine Institution. Kirche sind wir alle“, sagt der Pfarrer und Stadtdechant. „Wir haben als Kirche große Heilige, aber auch große Sünder hervorgebracht“, räumt der katholische Priester ein, der auch nach 40 Jahren: „für meinen schönen Beruf mit Leidenschaft brennt.“
Über die Zukunft der Kirche macht er sich keine Illusionen. „Die priesterzentrierte Kirche ist an ihr Ende gelangt. Und das Diakonat der Frau ist überfällig“, blickt Janßen auf die Gegenwart und Zukunft der katholischen Kirche. Auch die Priesterweihe von verheirateten Männern, die sich in Ehe und Familie bewährt haben, ist für ihn kein Tabu. Das Entwicklungsstadium der katholischen Kirche vergleicht er mit den Jahreszeiten. „Im Zweiten Vatikanischen und Ökumenischen Konzil und in den Jahren danach hat die Kirche ihren Frühling erlebt. Und jetzt erleben wir ihren Herbst, in dem wir das abgeerntete Feld pflügen und neu besäen müssen, ohne die neuen Früchte schon ernten zu können.“
Diese neuen Früchte, die von der Öffentlichkeit noch unbeachtet heranwachsen, sieht Janßen in Menschen aus allen Generationen, „die sich von der Frohen christlichen Botschaft begeistern lassen und das Evangelium leben, ohne daraus ein großes Aufheben zu machen.“
Mit Blick auf die Zukunft der Kirche sagt Janßen: „Wir müssen den synodalen Weg weitergehen und unsere Kirche auf diese Weise in die Zukunft führen, sie auf dem Fundament der Heiligen Schrift erneuern, die Tradition in den Blick nehmen und auf den Glaubenssinn des Volkes Gottes hören.“ Die Zukunft der Stadtkirche sieht Janßen in einer Pfarrgemeinde mit einer auf dem Kirchenhügel zentralisierten Verwaltung, „flankiert von vielen Orten, an denen das Christentum gelebt wird.“ In seinen Augen „sollten wir Christen unseren Glauben zum Beispiel in der Familie, in der Nachbarschaft, in Schulen, Kindertagesstätten, in Bibel- und Familienkreisen leben und uns nicht an Gebäude klammern, die wir uns finanziell nicht mehr erlauben können.“
Schon in der zunehmend säkularisierten und multikulturellen Gegenwart erkennt der Stadtdechant die wachsende Bedeutung der haupt- und ehrenamtlich qualifizierten und aktiven Laien, der ökumenischen Zusammenarbeit, des interreligiösen Dialogs und der projektorientierten Gemeindearbeit. Letztere reicht für ihn vom Ökumenischen Fest auf dem Kirchenhügel über Mittagstische für Bedürftige bis hin zu kirchenmusikalischen Chorprojekten. „Wir werden als Kirche kleiner. Das bedeutet aber nicht, dass wir Menschen mit unserer Frohen Botschaft nicht begeistern und überzeugen können, wenn wir selbst davon überzeugt und begeistert sind“, betont der Priesterjubilar. Deshalb freut er sich auch darauf, dass er sein Berufungsjubiläum am 25. Mai um 15 Uhr in der Marienkirche an der Althofstraße 5 nicht nur mit Gästen aus der katholischen Stadtkirche, sondern mit Gästen aus verschiedenen Kulturen, Konfessionen und Religionen feiern kann.
Quelle: Funke Medien NRZ/WAZ Mülheim, 23.05.2025 Autor: Thomas Emons