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Kolpingfamilie Mülheim-Zentral-Heimaterde

Auschwitz-Fahrt der Kolpingjugend


IMG 20241103 WA0017 Kopie„Im Herbst dieses Jahres planen wir, als Jugendgruppe gemeinsam eine Bildungsfahrt nach Kraków zu unternehmen und das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz zu besuchen“ – mit dieser Ankündigung endete der Bericht des Jugendvorstands bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Kolpingfamilie Mülheim-Zentral-Heimaterde. Dieses Vorhaben stieß nicht nur bei den anwesenden Mitgliedern unserer Kolpingfamilie auf große Zustimmung, sondern vor allem bei den Jugendlichen und jungen Erwach­senen, die sich in ihren Gruppentreffen schon seit einiger Zeit für diese Fahrt eingesetzt hatten.

Konkret wurden die Planungen im September dieses Jahres und schnell war klar, dass die Gruppe der Mitfahrenden sogar größer wurde als ursprünglich gedacht. Nachdem wir uns mehrmals zur thematischen Vorbereitung getroffen haben (u.a. mit dem Film „Schindlers Liste“), machten wir uns nach dem Reisesegen am Vorabend am frühen Morgen des 1. Novembers mit 21 Personen vom Flughafen Dortmund aus auf den Weg nach Kraków. Dort angekommen, bezogen wir die Zimmer in unserer Unterkunft am Rande der Altstadt und erkundeten bei strahlendem Sonnenschein die Umgebung, bevor wir uns am Abend zum gemeinsamen Essen trafen.

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus nach Oswiecim. Wir besuchten zunächst Auschwitz I und nahmen an einer Führung durch das Stammlager teil. In den ehemaligen Lagergebäuden wird die Geschichte des Lagers auf Infotafeln, historischen Fotos und an­hand zahlreicher Exponate in allen Einzelheiten dargestellt. Auch wenn das Museum wäh­rend unseres Besuchs sehr voll war und unsere Führung für manche Teile der Ausstellung nur wenig Zeit ließ, sammelten wir prägende Eindrücke über das Ausmaß des Schreckens im Lager zur Zeit des Nationalsozialismus. Unerträglich war neben dem Anblick der per­sönlichen Habseligkeiten von Lagerinsassen insbesondere die Schilderung der un­menschlichen Lebensbedingungen im Lager. Zum Abschluss der Führung durch das Stammlager führte unser Weg durch die unterirdische Gaskammer mit angeschlossenem Krematorium – eine Erfahrung, die wir so schnell nicht vergessen werden.

20241102 163250 KopieNach einer kurzen Mittagspause fuh­ren wir mit dem Bus zur zweiten Station unserer Füh­rung, dem Kon­zentrations- und Ver­nichtungslager Auschwitz-Birkenau. Bereits der erste Blick auf das Tor­gebäude am Eingang des Lagers mit den dazuge­hörigen Bahngleisen, die seinerzeit für die Massentransporte genutzt wurden, war sehr be­drückend. Erst innerhalb des Lagers wurden uns dessen riesige Ausmaße und die Viel­zahl der teils noch erhaltenen oder rekonstruierten Baracken bewusst. Nach­dem wir mehr über die Abläufe im Lager erfahren hatten, machte die Führung Halt an der Gedenk­stätte im hinteren Teil des Lagers, die in unmittelbarer Nähe zu den Krematorien errichtet wurde. Von diesen sind heute nur noch Schuttreste übrig, da die Gebäude kurz vor Befrei­ung des Lagers zur Vertuschung der Ereignisse gesprengt wurden, während die verbliebe­nen In­sassen auf sog. Todesmärsche geschickt wurden. Unsere Führung endete mit dem Be­such einer Schlafbaracke, wo wir weitere unerträgliche Einzelheiten über die Lebens­bedingungen der KZ-Insassen erfuhren.

Die schockierenden Eindrücke der Lager in Auschwitz führten innerhalb unserer Gruppe mehr und mehr zu einer großen Stille, die sich auf der Rückfahrt nach Kraków nur allmäh­lich löste. Um das Erlebte gemeinsam zu verarbeiten, aßen wir abends alle gemeinsam in einem Restaurant und verbrachten den Abend miteinander. Die individuellen Schilde­rungen der Eindrücke und die angeregten Gespräche zeigten, wie wertvoll es war, das Lager in einer größeren, vertrauten Gruppe besucht zu haben. Der Besuch in Auschwitz hat uns gezeigt, dass sich eine derartig grundlose, massenhafte Unterdrückung und sys­tematische Vernichtung von Menschenleben niemals wiederholen darf. Wir hoffen, mit unserem vor Ort erlangten Wissen aktiv zu diesem „Nie wieder“ beitragen zu können.

Am Sonntagvormittag besuchte ein Teil der Gruppe die ehemalige Fabrik von Oskar Schindler, in der sich heute ein Museum zum Gedenken an den Holocaust und das Schicksal der polnischen und jüdischen Einwohner der Stadt während des Nationalso­zialismus befindet. Mit der gesamten Gruppe unternahmen wir ab mittags eine Sightsee­ing-Tour durch Kraków. Im Vorhinein hatte jede*r zu einer Sehenswürdigkeit Informationen gesammelt, die während unserer Tour vorgestellt wurden. Besondere Highlights waren neben dem Marktplatz mit Marienkirche und Tuchhallen die vielen beeindruckenden

Kirchen und die Wawel-Burg. Den Ab­schluss bildete ein Rundgang durch das jü­dische Viertel mit anschließendem Essen in einem jüdischen Restaurant. Verteilt auf mehrere Kleingruppen haben wir den Abend in verschiedenen Bars der Altstadt ausklingen lassen.

20241103 150428 KopieBevor wir uns am nächsten Tag zu einer Ab­schlussrunde getroffen haben, nutzten einige die freie Zeit, um den Rathausturm auf dem Marktplatz zu erklimmen und den Blick auf die Stadt von oben zu genießen. Am frühen Nachmittag haben wir uns dann auf den Heim­weg nach Mülheim gemacht.

Wie das Feedback gezeigt hat, bleibt das Allerheiligen-Wochenende in Kraków allen Mitreisenden nachhaltig in Erinnerung. Die Einblicke in die Gräueltaten in den Konzentrations- und Vernichtungslagern in Auschwitz haben bei uns allen Spuren hinter­las­sen. Das gemeinsame Erleben und die anschließende Aufarbeitung haben indes unseren Zu­sammenhalt als Gruppe gestärkt. Nicht zuletzt haben wir viele schöne Eindrücke von Kraków gesammelt – die Stadt ist definitiv eine Reise wert!

Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle ganz besonders bei der Jugendförderung des Bistums Essen und der Kolping-Stiftung des Diözesanverbands Essen, die unsere Fahrt durch ihre großzügige finanzielle Unterstützung ermöglicht haben.